Der 6. Berliner Sozialgipfel fand am im DGB-Haus an der Kleiststraße statt. Auf dem Podium waren überwiegend Vertreter_innen von Sozialverbänden, Gewerkschaften und Mieter_innenverbänden. Auch der Senator für Stadtentwicklung Andreas Geisel war auf dem Podium. Es ging hauptsächlich um das Thema „Mieten und Wohnungsbau“. Die Stadtautobahn A100 spielte bestenfalls am Rand eine Rolle.
Nur ein junger Zuhörer stellte eine Frage zur A100, an Herrn Geisel; nämlich die zur Sinnhaftigkeit der A100, sowie eine Frage zu den für den Autobahnbau abgerissenen Häusern in der Beermannstraße. In diesem Zusammenhang wurde auch gefragt, warum denn einerseits das Fehlen bezahlbaren Wohnraums beklagt wird, und andererseits Hunderte von Wohnungen für so ein sinnloses Autobahnprojekt wie die A100 in der Beermannstrasse abgerissen werden?
Senator Geisel antwortete sinngemäss darauf, das die A100 einer der wichtigsten Verkehrswege der Stadt sei. Wie wichtig, konnte man schon daran erkennen, als die A100 wegen einer Baustelle teilweise gesperrt war, besonders an den daraus folgenden „Verkehrschaos“. Man stelle sich vor die A100 gäbe es nicht, dann hätten wir jeden Tag ein „Verkehrschaos“.
Immerhin zählt die A100 in Berlin zu den am Stärksten befahrenden Autobahnen in Deutschland. Um die Innenstadt vom Durchgangsverkehr zu Entlasten brauchen wir die A100. Historisch gesehen haben sich die Strassennetze in beiden Teilen der Stadt auch unterschiedlich entwickelt. Im Ostteil der Stadt führen die Strassen sternförmig auf das Stadtzentrum zu. Ein Ausbau der A100 würde hier helfen, die östliche Innenstadt vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Ein Ausbau der A100 würde auch zu einer Verbesserung der Verkehrsanbindung der östlichen Bezirke führen.
Ich weiss wovon ich rede, das war kein Spass, als ich letztens nach Karlshorst musste. Zu den Häusern in der Beermannstrasse ist zu sagen, ja diese Häuser mussten für die A100 abgerissen werden. Diese Häuser waren aber schon vorher nicht mehr bewohnt.
Ein Zuhörer des „Aktionsbündnis A100 stoppen“ sprach später mit dem Fragesteller, und informierte ihn unter anderen darüber, das die Aussagen von Hern Geisel so nicht korrekt sind. Entgegen der Aussage des Senators waren die Häuser in der Beermannstrasse bewohnt. Einige Bewohner, die bis zuletzt um eine Entschädigung für den erzwungenden Auszug gekämpft, haben bis heute keine Entschädigung erhalten, weil der Senat gegen die Entscheidung für eine Entschädigung Rechtsmittel eingelegt hatte. Der Fragesteller wurde auch über die fragwürdigen Methoden informiert, mit denen der Senat die Mieter zum Auszug bewegen wollte.
Zu der Behauptung des Senators, die A100 würde die Innenstadt vom Durchgangsverkehr entlasten, wurde festgestellt, das diese Aussagen bei genauerer verkehrswissenschaftlicher Betrachtung so nicht haltbar sind. Es wurde auch auf die Zahlen der Senatsverkehrsverwaltung zur täglichen Verkehrsbelastung in der westlichen Innenstadt hingewiesen. Diese Zahlen zeigen, das der stadteinwärts führende Verkehr auf den grossen Ost-West-Hauptstrassen auch hinter dem Stadtautobahnring nicht nennenswert abnimmt. Dies müsste aber geschehen, wenn die These des Senators, nämlich eine Entlastung der Innenstadt vom Durchgangsverkehr durch die A100 stimmen sollte.
Der A100-Aktivist und der Fragesteller entschieden sich dann Herrn Geisel auf die Widersprüche in seinen Aussagen an zusprechen.
Bei der Befragung wurde Herr Geisel auf die Widersprüche in seinen Aussagen hingewiesen, nämlich das die Verkehrsbelastungszahlen des Senats für den westlichen Stadtteil keine nennenswerte Entlastung der Innenstadt durch die A100 aufweisen. Auch wurde darauf hingewiesen, das die Behauptung, der Ausbau der A100 im Ostteil der Stadt würde die Innenstadt vom Durchgangsverkehr entlasten, so nicht haltbar ist. Denn bei dem neuen Abschnitt der A100 im Ostteil der Stadt handelt es sich um eine tangentiale Strassenverbindung. Die Hauptbelastung der Innenstadt erfolgt aber durch innerörtlichen Ziel-Quellverkehr im inneren S-Bahnring sowie durch radiale Verkehrsströme auf den Grossen Hauptverkehrsstrassen. (Bsp:Lieferverkehr von Logistikzentren im östl. Umland zu grossen Kaufzentren in der Innenstadt).
Die A100 hätte hier gar keinen Einfluss auf die Verkehrsbelastung.
Herr Geisel antwortete darauf, dass er das anders sehe.
Herr Geisel wurde dann gefragt, wie er dazu komme, das die Häuser in der Beermannstr. unbewohnt waren? Auch wurde erwähnt, das manche Mieter aus der Beermannstrasse immer noch auf ihre erkämpfte Entschädigung warten.
Da die Frage des A100- Aktivisten zu den Häusern in der Beermannstrasse dem Senator offenbar unangenehm war, griff der Senator dann in die „Rhetorische Trickkiste“ und unterstellte dem Fragesteller „Unsachlichkeit“ und wandte sich dann einem anderen Gesprächspartner zu.
Der A100-Aktivist traf den Fragesteller noch mal vor dem DGB-Haus, und man diskutierte über das Verhalten, und die Antworten von Herrn Geisel.