Nach einer von TOPOS im Auftrag der Linkspartei durchgeführten Untersuchung aus dem Jahr 2011 „Auswirkungen innerstädtischer Autobahnen auf die Sozialstruktur angrenzender Wohngebiete“ [1] sollten die Lärm- und Emissionsbelastung sowie die soziostrukturellen Auswirkungen ermittelt werden.
Es konnte zweifelsfrei festgestellt werden, dass die mittelbaren Anrainer sozioökonomisch schlechter gestellt sind als Stadtbewohner in den weiter dahinterliegenden Wohngebieten. Zu den Resultaten gehörten folgende Erkenntnisse: Je näher sich ein Haushalt an der Stadtautobahn befindet, umso problematischer war das Einkommensniveau. Einhergehend mit einem niedrigen Beschäftigungsstand stieg das Armutsrisiko erheblich an bzw. Rentner hatten niedrigere Renten und Berufstätige niedrigere Einkommen. Die Anwohner der einschlägigen Wohnquartiere verfügten selber über weniger Autos. Der Instandhaltungs- und Nutzungsgrad (Leerstand) der Wohnungen wiesen einen tendenziell zu hohen, überbewerteten Mietspiegel aus, der nur knapp unter dem eigentlichen lokalen Mittelwert lag als für die Bewohner der dahinterliegender Wohngebiete. Lediglich die Hälfte der Wohnungen verfügte über Fenster mit einem Schallschutz, der zum Teil unzureichend war.
Insofern vermögen sie nur einen Teil der gegebenen Belastungen zu verringern. Zu den pathologischen Auswirkungen der Schadstoff- und Lärmemissionen, denen die Autobahnanrainer massiv ausgesetzt waren, gehören u.a. Schlafstörungen, Bluthochdruck, Herzkreislauferkrankungen, Bronchitis, Asthma, Tinnitus, Depressionen und sogar Krebs. Trotz der festgestellten Belastungen der Anwohner ist die durchschnittliche Nutzungsdauer der Wohnungen als nicht gering- oder kurzfristig zu betrachten. Es wird sich vielmehr tendenziell dauerhaft mit den gebeutelten Wohneinheiten arrangiert, die desolaten Gegebenheiten akzeptiert und mit den leidvollen Belastungen wird sich bedauerlicherweise abgefunden. Eine negative Beeinflussung von Stadtautobahnen wurde durch die Studie hinreichend untermauert und belegt. [1] [2] [3] [4]
Fazit: Der Bau von innerstädtischen Verkehrssystemen, die gesundheitsgefährdende Lärm- und Abgasemissionen hervorrufen, sollte selbstverständlich soweit wie möglich vermieden werden. Eine gründliche Überprüfung der betroffenen Stadtteile sollte derartige negative Auswirkungen frühzeitig erkennen, um somit entsprechende demokratische Mittel dem Bau einer nachweisbar unnötigen Verkehrstrasse präventiv entgegen zu setzen. Sollte eine potenzielle Gefährdungslage der hiesigen Bevölkerung nachweislich auf Fehlentscheidungen der lokalen Stadtpolitik zurückzuführen sein, müsste unverzüglich eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen werden, um den Aus- oder Neubau einer Autobahn möglichst rechtzeitig stoppen zu können.
[1] Auswirkungen innerstädtischer Autobahnen auf die Sozialstruktur angrenzender Wohngebiete (pdf) http://www.nachhaltig-links.de/images/stories/Verkehr/LINKE-Reader_innerstaedtische-Autobahnen.pdf
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